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Immer mehr Greife haben Appetit auf lippische Tauben

Kreis Lippe (bo). Lippische Taubenzüchter beklagen, dass ihre Tiere immer öfter von Greifvögeln geschlagen würden. Sie sprechen von einer Überpopulation. Dem widersprechen Tier- und Naturschützer. Zum Pressetermin haben Ralf Göner, Vorsitzender der Reisevereinigung Lage-Lippe, und sein Vereinskamerad Herbert Wagemann Fotos mitgebracht. Tauben mit blutigen Wunden sind darauf zu sehen, die den Angriff eines Greifvogels nicht überstanden haben.

„Als ich Ende März meine Tauben zum ersten Trainingsflug in diesem Jahr rausgelassen habe, waren fünf sofort weg“, erzählt Göner: „Immer häufiger werden unsere Tiere von Raubvögeln angegriffen. Das hat in den vergangenen Jahren überhand genommen.“ Gerade auf Trainingsflügen der Vögel, die damit für die kilometerlangen Reisewettbewerbe trainiert werden, beobachteten Göner und Wagemann immer öfter, wie sich Habichte, Sperber oder Wanderfalken eine oder mehrere Tauben holten. „Wir können meist nur hilflos am Boden zuschauen“, sagt Göner.

 „Dass uns Tauben bei Wettbewerbsflügen verloren gehen, kommt immer mal wieder vor. Das kann durch Hochspannungsleitungen, Windkraftanlagen oder Greifvögel geschehen. Genau wissen wir das selten. Bei den Trainingsflügen stellen wir es aber fest“, ergänzt Wagemann. Schon vor 17 Jahren hatten Taubenzüchter in ganz Deutschland zunehmend den Verlust ihrer Tiere durch Raubvögel beklagt. Damals hatte der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter erhoben, dass 1996 von insgesamt 3,3 Millionen Brieftauben rund 315.000 von Raubvögeln getötet worden seien, was etwa zehn Prozent entspricht. Neuere Zahlen gebe es zwar nicht, die Beschwerden hätten seither aber deutlich zugenommen.

„Tote Tauben bedeuten einen finanziellen, aber auch einen ideellen Verlust“, erzählt Göner. Schließlich baue jeder Züchter eine persönliche Beziehung zu seinen Tieren auf, die im Idealfall um die 20 Jahre alt werden können. „Dadurch, dass Greifvögel nahezu ausnahmslos geschützt sind, haben wir mittlerweile eine Überpopulation dieser Tiere“, ist sich Göner sicher. „Wir haben nichts gegen Greifvögel“, betonen er und Wagemann: „Aber die Anzahl muss begrenzt werden.“ Ihr Vorschlag lautet, für bestimmte Greifvögel Jagdzeiten einzuführen, wie es sie beim Wild gebe.

„Das halte ich für vollkommen abwegig“, sagt Dr. Joachim Weiss, Vorsitzender der nordrhein-westfälischen Ornithologengesellschaft. Er streite nicht ab, dass hin und wieder mal Tauben zur Beute von Habicht, Sperbern oder Wanderfalken würden. „Raubvögel nehmen die Beutetiere, die sie erreichen können. Das sind kleine Säugetiere, aber auch kleine bis mittelgroße Vögel“, sagt Weiß. Auch von einer Überpopulation könne keine Rede sein.

„Der Wanderfalke hat zwar zugenommen, in NRW sind aber nur 130 Brutpaare bekannt“, berichtet Weiss. Das besage der im September erscheinende Brutvogelatlas NRW. Dort sind außerdem 4.000 Sperber- und 1.500 bis 2.000 Habicht-Brutpaare verzeichnet. „Der Sperber ist fast wieder normal verbreitet und auch der Habicht hat sich gut erholt“, berichtet Weiss. „Die Population wird aber vom Angebot der Beutetiere gesteuert. Greifvögel reagieren darauf, Populationsentwicklungen folgen mit Verzögerung.“

Auch nach Ansicht von Matthias Füller von der Biologischen Station Lippe in Schieder-Schwalenberg gibt es keine Raubvögel-Überpopulation. „Die Jagd auf sie zu eröffnen, halte ich für falsch“, so Füller. Er und Dr. Joachim Weiss sehen jedenfalls keinen Grund, vom umfangreichen Schutz der Greifvögel abzuweichen. „Taubenzüchter werden einen gewissen Verlust akzeptieren müssen“, sagt Weiss.

One Comment

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